Raumgreifende Radierung

 

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 Einladungskarte (Siebdruck)

 

     

Raumgreifende Radiermontagen

Rolf Nikels neue Radierungen sind auf vielerlei Weise eigen, aber drei dieser Weisen, die alle mit kraftbetonten und –zehrenden Tätigkeiten zu tun haben, sollen hier aufgezeigt werden:

GRABEN  -  Rolf Nikel gräbt sich in seine Zinkplatten mit Mitteln, die dem großen Format entsprechen und aus der Metallbearbeitung stammen. Raumgreifend zeichnet er mit Flex und Schleifmaschine und reliefiert so das Metall. Das ist nicht neu, aber selten; es verlangt eine sichere Zeichnerhand und zielgerichtetes Formbewußtsein, um der Gefahr bloßer Oberflächeneffekte zu entgehen. Diese Art zu graben nimmt auf der Platte die später gedruckte, dinghafte Konstruktion vorweg.

PRESSEN  -  Der Nutzen der Reproduzierbarkeit liegt für Rolf Nikel nicht im Auflagendruck, sondern in der Möglichkeit, seriell Module für eine jeweils unikale Kombination zu drucken. Kreis- und zylinderförmige Grundeinheiten werden je unterschiedlich zu variablen Körpern montiert. Wie bei jeder Radierung wird das in die Platte gegrabene Relief im Druck aufs Papier geprägt, um aber dann in seiner Räumlichkeit vervielfacht zu werden.

SCHNEIDEN  -  Das gedruckte Modul wird an der Formkante beschnitten, im Sinne der Tradition grobe Sünde. Rolf Nikel bearbeitet den Druck übergriffig und baut ihn per Kombination mit anderen Formen in den Raum. Es entsteht ein mehrschichtiges Relief: das durch Graben geschaffene, durch Pressen umgekehrt vervielfältigte und durch Schneiden in den Raum montierte. Rolf Nikels Zylindermodule werden Körper, seine Planeten Sonnensysteme  -  der Metaller, Drucker und Monteur wird zum Schöpfer.

 

Eckhard Froeschlin
Aus der Eröffnungsrede zur Ausstellung im Alten Schlachthof Sigmaringen, 9.12.2012